„DIE APOKALYPSE“

Albrecht Dürer

1496–1498

Der Zyklus ist in der Technik des Holzschnitts ausgeführt.

„Die Apokalypse“ (altgriechisch: Offenbarung, Prophezeiung) ist das letzte Buch des Neuen Testaments, geschrieben in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. unserer Zeit. Nach der kirchlichen Überlieferung wird die Autorschaft „Der Apokalypse“ dem Evangelisten Johannes zugeschrieben, der während seiner Verbannung auf der Insel Patmos im Ägäischen Meer eine Erscheinung über das Ende der Welt und das Schicksal der Menschheit hatte. „Die Apokalypse“ prophezeite die zweite Wiederkehr von Christus auf Erden und das Jüngste Gericht, bei dem alle gerichtet werden, „ein jeglicher nach seinen Werken“. Die Prophezeiungen „Der Apokalypse“ wurden in Europa besonderes in schlechten Zeiten, während der Kriege, Epidemien und Missernten aktuell. A. Dürers Graphikzyklus erschien am Vorabend des Jahres 1500, als Deutschland Bauernunruhen, religiöse Zwietracht am Vorabend der Reformation und Pestepidemien erschütterten.

Die Folge, an der der Künstler von 1496 bis 1498 arbeitete, besteht aus 15 Graphiken und einem Titelblatt. Jede Graphik trägt das Monogramm des Künstlers. Zu Dürers Lebzeiten wurde der Zyklus mehrfach herausgegeben. Die ersten zwei Ausgaben in deutscher und in lateinischer Sprache erschienen im Jahr 1498. Das Titelblatt war damals nur ein Textblatt, ohne Graphik. Alle Graphiken der ersten Ausgabe zeichnen sich durch eine hohe Druckqualität aus. Im Jahr 1511 legte der Künstler die lateinische Ausgabe nochmals auf, nachdem er das Titelblatt mit einer Graphik geschmückt und es mit einem strengen Kopierverbot des Zyklus versehen hatte. Die Drucke dieser Ausgabe sind nicht gleichmäßig, haben eine braune Tönung, die Schrift des lateinischen Textes unterscheidet sich von der 1498-er Auflage. Der Zyklus wurde auf Holzstöcken großen Formats ausgeführt, der Text ist auf der Rückseite angeordnet und entspricht nicht immer dem Inhalt der Komposition.

Der Zyklus war für unterschiedliche Gesellschaftsschichten bestimmt, von den gelehrten Humanisten bis zu den einfachen Bürgern; deshalb war der Künstler um eine verständliche Bildsprache und lebensnahe Gestalten bemüht. Einer Vielzahl von nebulösen Anspielungen „Der Apokalypse“ auf das Weltende gab Dürer ganz konkrete Gestalt und einen zeitgemäßen Sinn. Fast in jedem Blatt des Zyklus steckte die Idee des Kampfes und der Gegenüberstellung von Gutem und Bösem, Licht und Finsternis.

Ein Großteil der Blätter des Zyklus, die in der Sammlung des GMII-„Puschkin“ aufbewahrt sind, sind Drucke aus dem Jahr 1511 mit den rückseitigen lateinischen Texten.