„DIE KUPFERSTICHPASSION“

Albrecht Dürer

1507–1513

Unter „Passion“ wurden gewöhnlich jene physischen und seelischen Leiden verstanden, die Jesus Christus in den letzten Tagen seines irdischen Lebens durchgemacht hat. Dieses Thema war im Deutschland des 15. und 16. Jahrhunderts besonders populär. Die Kirche nutzte die bildende Kunst, besonders die Graphik, dafür, um den breiten, oft des Lesens und Schreibens unkundigen Volksmassen von den letzten Tagen im Leben Christi zu erzählen. Schon im Mittelalter war eine Ikonographie aller Sujets ausgearbeitet, die leicht erkennbar war. Albrecht Dürer führte, als er sich dem „Passions“-Thema widmete, in die traditionelle Ikonographie seine Ergänzungen ein und vergrößerte manchmal die Zahl der Sujets.

Zwischen 1507 und 1513 arbeitete A. Dürer an zwei gleichnamigen Zyklen in verschiedenen Techniken. Parallel zum Zyklus „Passion“ im Holzschnitt schuf er den Zyklus „Passion“ im Kupferstich. Das früheste Blatt dieses Zyklus datiert von 1507, das späteste von 1513, der Hauptteil der Tafeln war 1512 graviert worden.

Der Zyklus besteht aus 15 Graphiken und einem Titelblatt. Jedes Blatt zeichnet sich durch einen klaren Kompositionsaufbau und die feinste Bearbeitung aller Details aus. In vielen Kompositionen ist der Einfluss M. Schongauers zu erkennen. In der technischen Ausführung der Graphiken hat Dürer seinen Lehrer beträchtlich übertroffen. Der Zyklus hatte einen unglaublichen Erfolg und wurde im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts mehrmals wiederholt herausgegeben.

Im Unterschied zu den Holzschnitten war dieser Zyklus für die gebildeten Zeitgenossen des Künstlers bestimmt und rief bei ihnen Begeisterung hervor. Auch Dürer selbst schätzte diese Arbeit sehr, schenkte oft Freunden einzelne Blätter. Er nahm sie als Geschenk auf seine Reise nach den Niederlanden mit.

Alle Drucke des Zyklus, die sich in der Sammlung des GMII-„Puschkin“ befinden, stammen aus verschiedenen Zeiten.