ALBRECHT DÜRER
1471–1528
Deutschland
Maler, Zeichner, Graphiker, Wissenschaftler, Humanist
Dürer wurde am 21. Mai 1471 in Nürnberg geboren. Er war das dritte Kind in der Familie des bekannten Nürnberger Juweliers Albrecht Dürer d. Ä. Nach Beendigung der Lateinschule 1484 beginnt der 13-jährige Junge als Geselle in der Werkstatt des Vaters zu arbeiten, wo er die ersten künstlerischen Fertigkeiten erwirbt und das Handwerk des Juweliers erlernt. In diesen Jahren entstehen seine ersten Zeichnungen und es wächst der starke Wunsch, Maler zu sein. Mit großem Bedauern entlässt Dürer d. Ä. Albrecht für drei Jahre in die Lehre zu Michael Wolgemut – dem bedeutendsten Nürnberger Maler, Illustrator und Graphiker. 1486 bis 1489 studiert Albrecht in Wolgemuts Werkstatt nicht nur die Malerei, sondern lernt auch alle Besonderheiten der Technik des Holzschnitts kennen. Möglicherweise ist er beteiligt an der Arbeit der Illustrationen zur „Weltchronik“ von Hartmann Schedel.
Im Jahre 1490 begibt sich, wie es damals üblich war, der angehende Künstler auf Wanderschaft durch die deutschen Länder, besucht Städte Deutschlands und der Schweiz. Bezeugt ist sein Aufenthalt in Colmar, Basel, Straßburg. Zu dieser Periode gehört die Entstehung des ersten Holzschnitts „Der Heilige Hieronymus im Gehäus“. In Basel ist er wahrscheinlich beteiligt an der Schaffung der Illustrationen zu Komödien des Terenz, zu „Der Ritter vom Turn“ und zu Sebastian Brants „Narrenschiff“. Das erste Malerei-Selbstporträt, das der Künstler schuf, datiert im Jahre 1493.
1494 kehrt Dürer nach Nürnberg zurück und heiratet Agnes Frey, die Tochter eines Freundes des Vaters. Nach der Hochzeit erhält er die Möglichkeit, eine eigene Werkstatt zu eröffnen, reist jedoch bald nach Italien. Die erste Italien-Reise, über Klausen und Trient betrifft die Jahre 1494 und 1495. Auf dem Weg nach Italien schafft er eine Serie von Landschaftsaquarellen. Er macht Station in Venedig, wo er sich mit den Arbeiten der besten italienischen Maler vertraut macht: Andrea Mantegna, Antonio Pollaiuolos, Giovanni Bellini. 1495 kehrt er nach Nürnberg zurück. Seitdem beginnt die selbständige Tätigkeit des Künstlers als Maler und Graphiker.
Im Jahre 1498 erscheint seine Holzschnittserie „Die Apokalypse“. In ihr wurden die Stimmungen wiedergegeben, die in Deutschland am Vorabend gewaltiger religiöser und sozialer Erschütterungen vorherrschten. Eine vollkommen neue Bildsprache, zugänglich und verständlich einem breiten Publikum, bringt dem Künstler Berühmtheit ein in Deutschland wie auch in anderen Ländern. Ende der 1490-er Jahre wendet sich Dürer dem Kupferstich zu und wird der erste Meister Deutschlands, in dessen Schaffen beide Techniken (Holzschnitt und Kupferstich) parallel existieren werden und sich einander ergänzen. Die grundlegende Thematik seiner Xylographien ist immer mit biblischen und christlich-protestantischen Sujets verbunden. Wenn er sich mit dem Kupferstich beschäftigt, wird sich Dürer, außer religiösen auch zeitgenössischen und mythologischen Themen zuwenden und künstlerische Probleme lösen. Seit 1500 studiert er systematisch und sorgfältig die Perspektive, Proportionen des Menschen und der Tiere und konstruiert den Aufbau der Figuren (die Kupferstiche „Die Nemesis“, „Adam und Eva“, „Großes Pferd“ und „Kleines Pferd“). In diese Zeit gehört der Beginn der Arbeit an der Serie „Das Marienleben“.
1505 bis 1507 unternimmt Dürer die zweite Italien-Reise. Ein wichtiges Ziel dieser Reise war der Wunsch, seine Urheberrechte zu verteidigen, da viele italienische Meister nicht bloß Dürers Graphiken kopierten, sondern auch sein Monogramm auf ihre Arbeiten setzten. So groß war schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Popularität der Graphiken des Künstlers. 1507 kehrt Dürer nach Nürnberg zurück. Er erhält eine Vielzahl von Aufträgen für Porträts, Gemälde und große Altarbilder. In diese Zeit fallen die ersten handschriftlichen Entwürfe zu theoretischen Arbeiten.
Die Periode von 1500 bis 1510 ist die fruchtbringendste im Schaffen des Künstlers. 1507 bis 1508 entsteht die Serie „Passionen“ (Kupferstiche), im Jahr 1511 erscheint die zweite Ausgabe der „Die Apokalypse“, die Edition der Zyklen „Das Marienleben“, „Die Große Passion“, „Die kleine Passion“ (Holzschnitte). In den Jahren 1513/1514 schafft Dürer seine berühmten „Meistergraphiken“: „Ritter, Tod und Teufel“, „Der Heilige Hieronymus im Gehäuse“ und „Die Melancholie“. Von 1512 bis 1519 arbeitet er für Kaiser Maximilian I. (Zeichnungen für die „Ehrenpforte“, den „Triumphzug“ und für Maximilians „Gebetbuch“). Die Jahre 1515 bis 1518 gehören den Erfahrungen des Künstlers in einer anderen Technik – er schafft sechs Radierungen.
1520/1521 unternimmt er eine Reise in die Niederlande über Bamberg, Frankfurt, Köln. Er hält sich in Antwerpen und Brüssel auf, besucht Brügge und Gent. Er studiert die Werke der niederländischen Meister. Die Reise hatte große Bedeutung für den Künstler, weil Dürer nach dem Tod Kaiser Maximilians zur Aufrechterhaltung seiner ihm noch von diesem verliehenen Privilegien unbedingt die Bestätigung des neuen Kaisers Karl V. brauchte. Dürer nimmt an der Krönung Karl V. in Aachen teil. Danach hat er in Köln ein Treffen mit dem neuen Kaiser, in dessen Resultat der Künstler die Genehmigung zur weiteren Auszahlung einer Rente erhält. Während der Reise führt Dürer ein Tagebuch, das es ermöglicht, sowohl die Reiseroute als auch seine Treffen mit berühmten Persönlichkeiten und Künstlern sowie seine Bekanntschaft mit verschiedenen ungewöhnlichen und seltenen Gegenständen genau zu rekonstruieren. In den Niederlanden findet sein Treffen mit Erasmus von Rotterdam statt. Indessen erkrankt Dürer während dieser Reise an einer unbekannten „merkwürdigen“ Krankheit“ (wahrscheinlich Malaria), an deren Ausbrüchen er bis zum Lebensende leidet. Diese Erkrankung führt späterhin zu seinem Tod.
Im Jahre 1521 kehrt Dürer nach Nürnberg zurück. 1524 bis 1526 schafft er eine Reihe von Porträts im Kupferstich. Es sind die Darstellungen der berühmtesten deutschen politischen und religiösen Persönlichkeiten und auch berühmter Humanisten. In diesen Jahren arbeitet Dürer, abgesehen von der Beschäftigung mit Malerei und Graphik, an seinen theoretischen Arbeiten. Im letzten Lebensjahr druckte man seine Haupt-Schriften: „Underweysung der Messung“ [mit dem Zirkel und Richtscheyt] und „Etliche vnderricht, zu befestigung der Stett [ Schloß vnd Flecken]“. 1528 wurden die „Vier Bücher von menschlicher Proportion“ beendet, die nach seinem Tod herauskamen.
Albrecht Dürer starb am 6. April 1528.
Um 1496