LEMMLEIN, GEORGI GLEBOWITSCH (1901–1962). LENINGRAD
G.G. Lemmleins Graphiksammlung war nach deren Inhalt und Qualität der Drucke eine der bedeutendsten Erwerbungen des GMII-„Puschkin“ in den 1960-er Jahren.
Georgi Glebowitsch Lemmlein – ein herausragender sowjetischer Forscher und Kristallograph – wurde 1901 geboren. Er verlebte die Kinder- und Jugendjahre in Georgien. 1924 kam er nach Leningrad und trat in die Geologisch-Mineralogische Abteilung der Physikalisch-Mathematischen Fakultät der Leningrader Universität ein, die er 1929 beendete. Als studentischer Praktikant besuchte Lemmlein das Mineralogische Museum der Akademie der Wissenschaften in Leningrad. Dort interessierte sich Georgi Glebowitsch für Kristallographie und eben dort wurden die Wesenszüge des künftigen Kollektionärs begründet und ausgebildet. Das Studium der Kristalle machte Lemmlein zu einem leidenschaftlichen Sammler von Steinen verschiedener Gattungen, insbesondere von bearbeiteten.
Nach dem Tod von Georgi Glebowitsch 1962 erhielt die Staatliche Eremitage seine Sammlung geschnittener Steine, die aus 268 Gemmen bestand. Die Kollektion schloss ein: einzigartige altägyptische Skarabäen und antike Glasperlen, byzantinische, hellenistische, altorientalische und sassanidische Gemmen, mohammedanische Siegel und Amulette, Schmucktäfelchen von bronzenen Ringen, altägyptische Siegel sowie mexikanische, indische, westeuropäische geschnittene Steine.
Das Sammeln von Graphiken war für G.G. Lemmlein ein Gebiet, das seinen Beruf überhaupt nicht tangierte und besondere Anstrengungen beim Studium dieser Art der Kunst erforderte. Offenbar hatte er das Interesse für die Graphik vom Vater geerbt und setzte die von ihm begonnene Sache fort. Die Kollektion, die ins GMII-„Puschkin“ kam, befand sich in einem ausgezeichneten Zustand der Unversehrtheit, war vollständig systematisiert, gut zusammengestellt und in einzelnen Mappen aufbereitet. Das Prinzip der Systematisierung und Aufbereitung der Graphiken zeugte davon, dass der Besitzer der Kollektionen sich gut in den Besonderheiten der graphischen Techniken auskannte, die Geschichte der Graphik und der berühmtesten Meister der Vergangenheit gründlich kannte, ihre Arbeiten von Nachahmern und Kopisten zu unterscheiden wusste und ausgezeichnetes Nachschlagematerial besaß, das für Liebhaber nicht immer zugänglich ist.
Um 1473 – 1480
Blatt aus dem Zyklus „Die klugen und die törichten Jungfrauen“