DIE KREUZIGUNG DES JUNGEN WILHELM

In allen Ländern Europas wurden in der Periode der Verbreitung des Christentums nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder zu Märtyrern. Die Ermordung christlicher Kinder galten als Ritualmorde, die man oft den Juden zugeschrieben hat, die die Lehre von Christus nicht angenommen hatten. Der Legende nach lockten im Jahr 1146 in der englischen Stadt Norwich Ortsbewohner den christlichen Jungen Wilhelm zu sich. Er war ein 12-jähriger Kürschnerlehrling. Man knebelte ihm den Mund, damit seine Schreie nicht zu hören waren; er wurde lange misshandelt, danach gekreuzigt und ihm mit einer Lanze die Flanke durchstochen, so wie das die römischen Soldaten mit Jesus Christus gemacht hatten. Der Junge wurde Ortsheiliger. Das Aufkommen der Legende von Wilhelm (William).von Norwich war verbunden mit den religiösen Stimmungen der ersten Kreuzzüge, mit deren Akzent auf der Kreuzigung Christi und einer antijüdischer Ideologie.