“LEGENDA AUREA” („GOLDENE LEGENDE“)

“LEGENDA AUREA” („GOLDENE LEGENDE“)

Sammlung von christlichen Legenden und Heiligenleben, die um 1260 von dem Dominikanermönch Jacobus de Voragine (1230–1298) geschrieben wurden.

Eines der populärsten Bücher des Mittelalters. Im 14. bis 16. Jahrhundert stand es in der Popularität auf dem zweiten Platz hinter der Bibel, es wurde oft abgeschrieben (bis heute sind mehr als Tausend handschriftliche Kopien bewahrt worden) und seit dem Beginn des Buchdrucks erschienen von 1450 bis 1500 allein in lateinischer Sprache mehr als 70 Ausgaben. Zu dieser Zeit war die „Goldene Legende“ in fast alle europäischen Sprachen übersetzt worden.

Grundlage der Arbeit von Jacobus de Voragine, Erzbischof von Genua, waren schriftliche Quellen und mündliche Überlieferungen. Er nutzte sowohl kanonisierte als auch apokryphische Evangelien (zum Beispiel von Nikodemus), Geschichten aus „Leben der Kirchenväter“ der „Kirchengeschichte“ und viele andere mittelalterliche Werke. Es wurden 130 Texte ermittelt, auf die sich der Autor der „Goldenen Legende“ stützte. Diesen fügte er oft mündliche Legenden und Erzählungen hinzu. Es entstand eine Kompilation, die nicht so sehr auf zuverlässigen Fakten beruht, als vielmehr auf spannenden Geschichten, in denen Wirklichkeit und Wundertaten miteinander verknüpft wurde. Zuerst bestand das Buch aus 180 Lebensgeschichten, danach vergrößerte sich ihre Zahl mit der Zeit auf 200, inklusive die apokryphischen Erzählungen über die Jungfrau Maria und Jesus Christus, einige Episoden aus dem Leben von Gestalten des Alten Testaments mit interessanter Nacherzählung der Heiligen Geschichte. Wahrscheinlich wurde die „Goldene Legende“ hauptsächlich als Buch für die den Gottesdienst leitenden Geistlichen geschrieben, da sie Erläuterungen des liturgischen Jahres und den Sinn der Kirchenfeiertage beinhaltet.

Der Sammelband der Legenden ist gekennzeichnet durch vereinfachte und schematische Auslegungen der Ereignisse und war ursprünglich für einen breiten Kreis von Lesern vorgesehen. Er ist so interessant und voll von Details, dass er im Grunde genommen eine Enzyklopädie des mittelalterlichen Lebens darstellt, was Forschern die Möglichkeit gibt, sich bei der Rekonstruktion der Lebensweise des 13. bis 14. Jahrhunderts darauf zu stützen. Das Buch hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung der europäischen Kultur. Es wurde zur Quelle der Sujets vieler literarischer und bildkünstlerischer Werke. Kunstwissenschaftler heute nutzen die in den Texten beschriebenen Attribute der Heiligen für die Identifizierung der Figuren auf Gemälden, Ikonen und Fresken.

Im 13. Jahrhundert kam die „Goldene Legende“ nach Polen und von dort, im 15. Jahrhundert, nach Nowgorod.